Sandmafia - Die unsichtbaren Konflikte und die Zukunft des Sandabbaus

In vielen Teilen der Welt herrscht ein unsichtbarer Krieg um ein natürliches Gut: Sand. Was viele Menschen überraschen mag, ist die Tatsache, dass Sand nach Frischwasser die am zweithäufigsten ausgebeutete natürliche Ressource der Welt ist. Der Verbrauch von Sand, oft als "das neue Gold" bezeichnet, wächst ständig und hat bereits zu gewalttätigem Gangstertum und illegalen Operationen im Sandabbau geführt. Die Bedeutung von Sand überschreitet bei weitem den Strandurlaub und das Bauen von Sandburgen.

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Sandmafia - Die unsichtbaren Konflikte und die Zukunft des Sandabbaus

9. November 2023     Kategorie: Wirtschaft
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Sand - Die Grundlage moderner Zivilisation


Sand ist ein entscheidender Baustein für nahezu alles, was heutzutage gebaut wird. Von Zement und Beton über Straßen und Glas bis hin zu den Siliziumchips in unseren Laptops und Handys - all das wäre ohne Sand nicht möglich. Vince Beiser betont in seinem Buch "Die Welt in einem Korn: Die Geschichte von Sand und wie es die Zivilisation veränderte" die Bedeutung von Sand für moderne Zivilisationen. Ohne Sand gäbe es keine modernen Städte: Jedes Apartment, jeder Büroturm, jede Einkaufsmall und jede Straße ist aus Sand gebaut.

Die globale Nachfrage nach Sand


Die weltweite jährliche Nachfrage nach Sand beläuft sich auf etwa 50 Milliarden Tonnen, was doppelt so viel ist wie die jährlich in der Natur entstehende Menge. Diese hohe Nachfrage in Kombination mit schwacher Regulierung hat dazu geführt, dass der Sandabbau zu einem leichten Ziel für Mafias wurde, insbesondere in Ländern wie Kambodscha, Kenia, Nigeria und Indien. Anrainerstaaten von Flüssen, Küsten und sogar Meeresböden sind besonders anfällig für den illegalen Sandabbau.

Umweltauswirkungen


Während einige der Sandvorkommen aus Ozeanen, Ästuaren und Stränden stammen, stammt der größte Teil des Sandes aus Flussbetten. Die Folgen sind katastrophal: Der Abbau von Sand aus Flüssen kann die Lebensgrundlage von Pflanzen und Tieren zerstören. Das Wasser wird getrübt, die Strömungsgeschwindigkeit der Flüsse verändert sich und die ökologische Balance wird gestört.

So verliert zum Beispiel der bereits gefährdete Gangesdelfin im Kulsi-Fluss in Indien seinen Lebensraum durch den Sandabbau. Ähnliche ökologische Schäden wurden auch im Mekong-Fluss beobachtet, wo massive Sandabbaumaßnahmen ein reichhaltiges Flusssystem aus dem Gleichgewicht gebracht haben.

Die sozialen Auswirkungen von illegalem Sandabbau sind ebenfalls verheerend. Der Schaden an Flussbetten kann lokale Infrastruktur gefährden, Giftstoffe aus den Ausrüstungen können die Fischerei zerstören und die Trinkwasserquellen gefährden. In einigen Küstengebieten Tamil Nadus in Indien mussten ganze Dörfer aufgrund der Erosionsgefahr aufgegeben werden. Die Verbrechen und Bedrohungen von Sandmafias erstrecken sich nicht nur auf Journalisten, sondern auch auf Bauern, NGO-Mitarbeiter, Gemeindeführer und sogar örtliche Polizeibeamte. Hunderte Menschen sind in Konflikten um Sandabbau in Indien, Kenia und Nigeria gestorben.

Ausblick: Die Zukunft des Sandabbaus sieht düster aus

Wenn die Nachfrage weiter steigt und die illegale Ausbeutung ungebremst fortgeführt wird, könnte Sand bis 2050 erschöpft sein. Dies würde nicht nur die moderne Zivilisation beeinträchtigen, sondern auch zu einer Verschärfung von Konflikten und Umweltschäden führen. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass Regierungen und Unternehmen dringend Maßnahmen ergreifen, um den Sandabbau zu regulieren und nachhaltige Alternativen für die Materialgewinnung zu entwickeln. Sonst könnte der "neue Goldrausch" dramatische Folgen für die Zukunft haben.

Siehe auch: Polymerbeton: Wüstensand wird zu Bausteinen