Seltsame Veränderungen im Gehirn von Marathonläufern

Der Marathonlauf zieht mehr als eine Million Menschen jedes Jahr an. Diese Menschen sind unterschiedlich alt. Sie schnüren ihre Laufschuhe und machen sich auf den Weg. Trotz der vielen gesundheitlichen Vorteile des Laufens gibt es etwas, was zu beachten ist. Forschungen zeigen, dass lange Distanzen nicht nur den Körper, sondern auch das Gehirn betreffen können. Die negativen Effekte können sogar bis zu einem Monat nach einem Wettkampf anhalten.

Seltsame Veränderungen im Gehirn von Marathonläufern

26. März 2025 von   Kategorie: Wissenschaft
maratonläufer im ziel angekommen.jpg

Eine faszinierende Entdeckung über Myelin


Wissenschaftler der Universität des Baskenlandes in Spanien haben eine Verbindung zwischen dem Marathonlauf und einem signifikanten Rückgang des schützenden Myelins entdeckt. Myelin umhüllt die Nervenfasern im Gehirn – den sogenannten Axonen. Diese isolierende Schicht ist entscheidend, damit elektrische Signale im Gehirn und im Rückenmark effizient übertragen werden können. Ein Verlust von Myelin zeigt sich häufig in verschiedenen neurologischen Erkrankungen – dazu gehören Schlaganfall und Multiple Sklerose.

Der Energiebedarf des Körpers


Wie hängt das jetzt mit dem langen Laufen zusammen? Wenn die Energiequellen des Körpers ausgeschöpft sind – wie Glycogen, das in Muskeln und Leber gespeichert ist – wechselt der Körper zur Fettverbrennung über. Lipide, also Fette, dienen dann als Treibstoff. Es ist interessant zu beachten, dass Myelin zu 70-80 % aus Lipiden besteht. Marathonläufer verwenden während ihres Rennens somit sehr wichtiges Fett aus ihren Gehirnen.

Studienergebnisse im Fokus


In einer Beobachtungsstudie untersuchten die Forscher die MRI-Gehirnscans von Läufern, und zwar vor dem Rennen und dann innerhalb von 48 Stunden nach Vollendung der herausfordernden 42,195 km. In zwölf Hirnregionen, die mit motorischer Koordination, Sinnen und Emotionen zusammenhängen, war ein deutlich verringerter Myeingehalt nach dem Rennen zu erkennen. Diese Erkenntnis ist alarmierend – oder vielleicht auch nicht.

Positive Entwicklung nach dem Lauf


Wissenschaftler fanden heraus, dass zwei Wochen nach dem Lauf der Myelingehalt wieder anstieg. Nach zwei Monaten kehrte er dann auf das normale Niveau zurück. Das ist eine ermutigende Nachricht. Nur spezifische Bereiche des Gehirns waren betroffen. In anderen Bereichen blieben die Axonscheiden unberührt. Trotzdem war die Abnahme des sogenannten Myelin-Wasser-Anteils (MWF) nicht an die Hydratation der Läufer gebunden.

Metabolische Myelin-Plastizität – Ein neues Konzept


„Unsere Ergebnisse zeigen, dass das Laufen eines Marathons die MWF-Werte in den weißen Substanzbereichen reduziert. Dieser Effekt tritt in beiden Gehirnhälften auf“, berichten die Wissenschaftler. Auch wenn die MWF-Werte sich nach einem Marathon erholen, markiert dies eine reversible Veränderung der Myelinstruktur und des -inhalts. Dies könnte die Sichtweise auf Myelin als Energiespeicher neu definieren, bereit zur Nutzung, wenn essentielle Nährstoffe im Gehirn fehlen. Der Begriff „metabolische Myelin-Plastizität“ fasst diesen Vorgang zusammen.

Zukünftige Forschung notwendig


Es bleibt abzuwarten, welche Auswirkungen diese Veränderungen auf die kognitive Funktion in den zwei Monaten nach einem Marathon haben. So gibt es noch viele unerforschte Zusammenhänge zwischen Ausdauersportarten und der kognitiven Funktion. Interessanterweise untersuchte die Studie nur die Gehirnscans von zehn Läufern, acht davon waren Männer – im Alter von 45 bis 73 Jahren. Die Aussagekraft dieser Studie, trotz ihrer interessanten Ergebnisse, ist begrenzt.

Schlussfolgerung: Laufen ist nicht schädlich


Eine Studie aus der Zeitschrift Nature Metabolism gibt jedoch Entwarnung. Es gibt bislang keine Hinweise darauf, dass das Laufen eines Marathons die kurz- oder langfristige kognitive Funktion schädigt. Lustigerweise könnten Leute scherzen, dass man nicht ganz bei Verstand sein kann, wenn man sich für solch eine Herausforderung anmelden möchte. Aber die wissenschaftlichen Untersuchungen beleuchten die faszinierenden, aber komplizierten Wechselwirkungen zwischen Körper und Gehirn beim Marathonlauf.

Quellen:
 

Kommentare

26. März 2025
Zuletzt bearbeitet: 26. März 2025
Das ist bei Tieren genauso, das Hirn ist Energiequelle Nr.1 und am schnellsten abgebaut und verarbeitet, auch wegen der guten Durchblutung. Zudem schaltet sich das Gehirn in einen "Sportmodus" und verbraucht somit weniger Energie. Das führt auch zu einer Art "Tunnelblick" oder "Fokus" bei Sportlern. Das Gehirn selbst verbraucht sonst im Normalfall schon sehr viel Energie.

Es ist also Evolutionär und Logisch absolut Sinnvoll das Gehirn als erstes abzubauen um Energie zu gewinnen und gleichzeitig zu sparen.

Das trifft natürlich nur dann zu, wenn der Körper stark und dauerhaft beansprucht wird. Beim normalen Laufen oder Joggen wird das nicht passieren.

Hirnschrumpfungen durch Leistungssport sind kein neues Phänomen sondern schon länger bekannt.

Dieser Effekt ist auch nutzbar gegen Depressionen. Der Hirnabbau hilft beim umbauen und auch beim Fokus auf andere Dinge. Aktivität in Verbindung mit einer positiven Veränderung im Umfeld sind der Schlüssel zur "Umporgrammierung". Gleichzeitig schüttet der Sport auch Dopamin aus, das ebenfalls die Hirnareale zum "Umbau" motiviert.

Allerdings muss auch darauf geachtet werden, das keine Hirnentzündlichen Prozesse vorhanden sind, denn so könnte Sport und Bewegung auch eine Entzündungsreaktion im Gehirn verstärken, was ebenfalls Depressionen auslöst oder verstärkt.

Entzündungsstoffe wie Histamin spielen hier eine wichtige Rolle. So wirken die klassischen ersten Antidepressiva Medikamente bei 48% aller Patienten gar nicht oder gar negativ. Ursache: hoher Histamin-Level und Enzündungsreaktionen im Gehirn. Einfach nur "Serotonin" erhöhen hilft also überhaupt nichts.

Die Psychologiemedizin steckt immer noch in der Steinzeit.