China: Polizei setzt Brillen mit Gesichtserkennung ein

Artikel von Carla Columna am 10. Februar 2018 um 13:55 Uhr im Forum Sicherheit & Datenschutz - Kategorie: IT & Sicherheit

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China: Polizei setzt Brillen mit Gesichtserkennung ein

10. Februar 2018     Kategorie: IT & Sicherheit
Die Polizei in China setzt erstmals Überwachungs-Brillen ein, welche Gesichter der angesehenen Menschen erkennen. Amnesty International befürchtet, dass diese zur Verfolgung von Minderheiten eingesetzt werden könnten. Die Kamera-Brillen befindet sich noch in der Testphase, die Fotos von Gesichtern werden mit einer Datenbank abgeglichen. Erstmals eingesetzt werden diese am Bahnhof in Zhengzhou anlässlich des Chinesischen Neujahrsfests.

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Selbst bei hohem Verkehrsaufkommen sollen die Brillen auch Personen identifizieren, die mit gefälschten Ausweisen reisen. Bisher wurden laut Angaben der chinesischen Behörde 7 Flüchtige und 26 Personen mit gefälschter ID seit dem 1. Februar mithilfe der Gesichtserkennung gefasst.

Hergestellt werden die Brillen von der Firma LLVision Technology Co. aus Peking in Zusammenarbeit mit den chinesischen Behörden entwickelt, wie das Wallstreet Jornal recherchierte.
Im Gegensatz zu vielen Kamera-Systemen, die in China bereits zur Gesichtserkennung eingesetzt werden, arbeiten die LLVision-Brillen schneller: Sie sind mit einem tragbaren Mobilgerät verbunden, auf dem eine Datenbank zum Abgleich lokal gespeichert ist. Ein Verzögerung wie über die Cloud ist damit nicht nötig. In einer begrenzten Datenbank mit 10.000 Personen die Beispielsweise Gesucht werden, sollen die Brillen Verdächtige in nur 100 Millisekunden erkennen.

Bisher gibt es solche Systeme noch nicht für den Privatgebrauch (zumindest in Europa), in einem Videoüberwachungs-Ratgeber wird auch darauf Hingeweisen das diese ohnehin aufgrund der Datenschutzgesetze nicht legal wäre, auch wenn ein Verkauf solcher Geräte generell erlaubt wäre, da der Einsatz auf privatem Grund mit entsprechendem Hinweis für "Besucher" erlaubt wäre.

Datenschützer und Menschenrechtsaktivisten sehen die Gesichtserkennungs-Brillen skeptisch. So würde der chinesische Überwachungsstaat noch allgegenwärtiger werden. Es sei zu befürchten, dass die Brillen auch zum Erfassen von Dissidenten oder ethnischen Minderheiten eingesetzt werden könnten.

Auch in Deutschland wird die Gesichtserkennung im öffentlichen Raum vorangetrieben. Am Bahnhof Berlin Südkreuz werden Kamerasysteme mit biometrischer Gesichtserkennung getestet. Die Bundespolizeit hofft mit dieser Technik, Terroranschläge verhindern können.
 

Kommentare

#2 11. Februar 2018
Das können Sie gerne in China machen aber in Europa möchte ich persönlich den scheiss nicht haben. Weder Privat noch sonst irgentwie.
 
#3 12. Februar 2018
China ist Vorreiter was die Überwachung der Bevölkerung angeht. Alle großen chinesischen Pendants zu westlichen Weltmarktführern wie WeChat (WhatsApp), Alibaba (eBay), RenRen (facebook) und viele mehr, Arbeiten Hand in Hand mit der Zentralregierung in China zusammen. Das sind unvorstellbare Datenmengen die da zusammenkommen.

Mit dem Projekt des nationalen Punktesystem (siehe hier: Chinas Sozialkredit-System - Auf dem Weg in die IT-Diktatur) ist der gläserne Bürger vorprogrammiert.

Hier auch ein kleiner Vorgeschmack:
China verurteilt öffentlich Fußgänger, die bei Rot über die Ampel gehen

Vor kurzem noch irgendwo gelesen, dass der Test ausgeweitet worden ist und der Algorithmus besser geworden ist.


Natürlich könnte man jetzt sagen, die bösen Chinesen. Aber im Westen passiert ähnliches, nur fernab der Öffentlichkeit und ohne der massiven freiwilligen Bereitstellung von Daten durch Unternehmen.
 
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#4 12. Februar 2018
Ist halt die Frage ob sich das rechtfertigen lässt... mehr Menschen = mehr Risiko und eine Kontrolle ist da wohl naheliegend. Die Masse kann großen Schaden anrichten, also nicht Körperlich (Gewaltmonopol liegt ohnehin immer beim Staat/Militär) sondern durch ihr Konsumverhalten oder widerstand in Form von Demonstrationen bzw Arbeitsverweigerung.

Das kann den Staat unheimlich teuer werden und ihn stark schwächen, das Volk mit Militär dann zum weiter machen zwingen wird nie funktionieren, also soll es erst gar nicht so weit kommen, alles was in die Richtung geht wird dann im Keim erstickt und das geht am besten durch Kontrolle in Form von totaler Überwachung.
Je mehr der Wohlstand und Lebensstandart von hochkomplexen Wirtschaftssystemen und Finanzblasen abhängt und je mehr Menschen es gibt, desto höher der "Verwaltungsaufwand".

Vermutlich gibt es andere Möglichkeiten das zu entschärfen ohne steigende Überwachung, in einer Demokratie ist Überwachungstechnik vermeintlich sicher, sollte man meinen... nur Demokratie bedeutet auch das sich die Meinung schnell ändern... Lemminge funktionieren halt nicht rational, sieht man ja weltweit was da so "gewählt" wird ^^ Bei einer gesellschaftlichen Spaltung spielt Demokratie keine rolle, da ist sie eher ein Risiko.
 
#5 12. Februar 2018
Ich will kein Fleisch essen, muss ich das dann? Muss ich wie ein Knecht arbeiten um dieses kranke System aufrecht zu erhalten? - Ich denke nicht. Ich sehe es als Grundrecht auf die Straße zu gehen und für die gerechte Sache auch die Arbeit niederlegen zu dürfen.
 
#6 13. Februar 2018
Das ist ja das Interessante am "nationalen Punktesystem" in China.
Das Recht auf die Straße zu gehen wird Dir nicht genommen (also kann auch keine andere Nation etwas beanstanden an China). Aber wenn Du automatisch erkannt wirst, bekommst Du minus Punkte. Dies bedeutet Du findest keine neue Wohnung oder Job, wirst nicht befördert, deinen Kindern wird die Einschreibung zur Hochschule verweigert, etc.

Eine Weiterentwicklung der Stasi aus der UDSSR sowie den dazugehörigen Satellitenstaaten.
 
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#7 13. Februar 2018
auf keinen Fall. Ich halte die Konsum-maximierung als Grundlage des Systems für ausgedient und schädlich. Allerdings gibt es kein offizielles Konzept für die Zukunft, wie es aussieht wenn der Markt gesättigt ist und die Produktivität weiter steigen soll, damit auch jeder alles haben kann, auf kosten der Umwelt.

Die Überwachung in China wird genutzt um das Verhalten der Bevölkerung zu analysieren da geht es weniger um die Verfolgung Einzelner wie es offiziell gezeigt wird. An der Bevölkerung kann man ablesen ob sie gestresst ist oder welche Veränderungen auf bestimmte Ereignisse sich ergeben, so kann man ablesen und ggf. über Medien gegensteuern.
So könnte durch gezielte Preisanpassungen sogar der Konsum an bestimmten Tagen gesteigert werden. Natürlich lässt sich das alles mit Wetterdaten abgleichen und filtern. Bigdata mit "KI" kann viele Muster erkennen welche die Komplexität des menschlichen Betrachters weit übersteigen.

Beispielsweise, ein Terroranschlag der lässt sich seltenst verhindern auch durch maximale Überwachung nicht. Der Schaden an Personen ist meist "gering" im Vergleich zu den Toten die es gibt bei alltagsüblichen Verkehrsunfällen die viel einfacher vermieden werden könnten. Der eigentliche Schaden soll entstehen, wenn die Bevölkerung Angst hat und ihren Konsum reduziert und dadurch Wirtschaftsschäden in Milliardenhöhe verursacht. Durch gezielte Medienberichte und Überlagerung mit Triebbefriedigungen kann man das schneller korrigieren. Also Preise runter Werbung rauf, Medial mehr negatives vom Ausland zeigen um ein Gefühl von "ja so schlimm hat es uns ja nicht getroffen, im Vergleich zu..." zu erreichen.

Interessanterweise hat man das auch so beobachtet. Die bisherigen Anschläge haben nicht zu einer Konsumreduktion geführt oder relativ wenig. Weil vielen auch klar ist, wie unwahrscheinlich das ist.
Das mag bei uns so sein, in anderen Ländern die eine straffere und engere Besiedelung haben könnte das ganz anders ablaufen. Aus China wird man in den Medien auch nicht viel hören über Terror und ähnliches. Denn die Chinesen reagieren ggf. deutlich empfindlicher auf solche Meldungen.
 
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#8 13. Februar 2018
Ein Traum, ich glaube ich werde nach China auswandern....

Das heißt vereinheitlichen des menschenlichen Individuums. Wer sich nicht vereinheitlichen lassen möchte, wird zu Soylent Green verarbeitet.

Entschuldigt mich für meinen Pessismismus aber das ist einfach nichts für mich.
 
#9 14. Februar 2018
Da bin ich mir nicht sicher. Durch steigende Ressourcenverfügbarkeit von Prozessorleistung ist die Betrachtung der Bevölkerung auf der Mikro- statt Makroebene möglich. Und von der Mikroebene kann auf die Makroebene interpoliert werden, dies ist andersrum nicht ohne weiteres möglich.

Allgemein ist die "BigData" von heute, bereits übermorgen nur noch eine "SmallData". Täglich gibt es neue Möglichkeiten, Daten zu gewinnen bzw. zu generieren. Das sind meiner Ansicht nach heute unvorstellbare Datenmengen, so wie vor 15 Jahren eine Terabyte Festplatte unerschwinglich wie nutzlos schien. Oder wie Bill Gates angeblich in den 80er sagte:
"640 kB Arbeitsspeicher sollten eigentlich genug für jeden sein."
 
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#10 11. März 2018
Sehr sehr krass, aber das ist halt China und die EUDSSR wird es in einigen Jahren nicht anders machen, wenn sie bis dahin nicht zusammen gebrochen ist.