Mit Schnabeltier-Milch gegen multiresistente Keime

Artikel von Carla Columna am 20. März 2018 um 22:07 Uhr im Forum Wissenschaft & Forschung - Kategorie: Wissenschaft

Mit Schnabeltier-Milch gegen multiresistente Keime

20. März 2018     Kategorie: Wissenschaft
Allein in Deutschland sterben jährlich 15.000 Menschen an (meist Antibiotika resistenten) Krankenhaus-Keimen. Neuste Forschungsergebnisse am Schnabeltier machen Hoffnung im Kampf gegen resistente Keime. Das in Australien beheimatete Tier, legt zwar Eier wie ein Vogel, säugt seine Jungen aber wie ein Säugetier mit Milch. Genau die hat es in sich: Die Schnabeltiermilch enthält einzigartige antibakterielle Wirkstoffe, mit denen sich selbst so genannte Superbugs (Krankenhaus-Keime) wirksam.

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Ein Team von Wissenschaftlern der Nationalen Australischen Forschungsagentur, der Commonwealth Scientific and Industrial Research Organisation (CSIRO) und der Deakin University in Melbourne haben jetzt das Rätsel um die Milch gelöst. Die Analysen waren Aufschlussreich und ermöglichen die Herstellung des Wirkstoffs (in der Milch) auch im Labor.

„Schnabeltiere sind so merkwürdige Geschöpfe, dass es nicht verwunderlich ist, dass sie eine merkwürdige Biochemie haben“, sagt Janet Newman. „Als wir die Milch genauer untersuchten fanden wir ein bis dahin unbekanntes Protein mit einzigartigen antibakteriellen Eigenschaften, die Leben retten können.“ Das ist wichtig für den Nachwuchs, denn die Milch des Schnabeltiers wird schnell verunreinigt. Sie tritt nicht aus Zitzen aus, sondern sammelt sich am Bauch des Muttertiers. Dort ist sie der Umwelt ausgesetzt. Mit der Nahrung nehmen die Jungtiere schnell Verunreinigungen auf, was ihnen wegen der antibakteriellen Wirkung des Proteins in der Milch nicht schadet.

„Schließlich wollten wir die Struktur und andere Charakteristika des Proteins in der Schnabeltier-Milch ergründen“, sagt Julie Sharp von der Deakin University. Das ist gelungen. Sie fanden ein niemals zuvor gesehenes zusammengefaltetes Protein, dem sie den Namen Shirley Temple gaben. Vorbild waren die lockigen Haare des Kinderstars aus den Dreißigerjahren des 20. Jahrhunderts.


Die Wissenschaftler in Australien suchen jetzt Partner, mit denen sie das Protein zu einem Wirkstoff weiterentwickeln können, der dann auch eine Zulassung erhält. Es könnte ein wichtiger Beitrag zur Bekämpfung von bakteriellen Infektionskrankheiten in der Nach-Antibiotika-Ära werden. In naher Zukunft werden bisherige Präparate nicht mehr helfen, darauf weist die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eindringlich hin. Weltweite Anstrengungen sind gefordert, neue antibakterielle -Wirkstoffe zu finden um die zunehmenden Resistenzen der Bakterienstämme mit neuen Mitteln zu überwinden.

Quelle: Saving lives with platypus milk - CSIRO
 

Kommentare

#2 9. April 2018
Selbst wenn das gelingt, muss nach einigen Jahren/Jahrzehnten wieder Alternativen gefunden werden. Keime sind sehr anpassungsfähig..

Ähnliches passiert gerade beim Einjähriger Beifuß, die Wirksamkeit nach Jahrzehnten der Anwendung gegen Malaria nimmt langsam ab.
 
Gutschy und raid-rush gefällt das.
#3 13. April 2018
Beeindruckend finde ich, dass die meisten Tiere zur Herstellung von neuen Medikamenten dienen. Sei es die Milch des Schnabeltiers oder die Genstruktur des Axolotl. Die Tier- und Pflanzenwelt ist unser größter Helfer. Aber dennoch sollten wir diese Tiere wahren und schützen.

Übrigens, ein gut geschriebener Beitrag