Desinfektionsmittel bald wirkungslos gegen resistene Bakterien

Artikel von Fabiane Herbst am 12. August 2018 um 11:27 Uhr im Forum Gesundheit & Körperpflege - Kategorie: Wissenschaft

Desinfektionsmittel bald wirkungslos gegen resistene Bakterien

12. August 2018     Kategorie: Wissenschaft
Multiresistene Bakterien sind nach wie vor ein Problem und für immer mehr Todesfälle verantwortlich. Um ihre Ausbreitung zu verhindern, haben sich in den letzten Jahrzehnten alkoholbasierte Desinfektionsmittel durchgesetzt. Die ständige Desinfektion der Hände gehört zur Routine eines jeden Arztes. Eine neue Studie ernüchtert und zeigt, dass die Bakterien nun auch eine Resistenz gegen diese Desinfektionsmittel entwickeln.

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Werden Bakterien resistent gegen Desinfektionsmittel?
Antibiotikaresistente Bakterien entstehen, weil viele Bakterien sich relativ schnell an neue Begebenheiten anpassen, durch ihre extrem schnelle Reproduktion entstehen sehr viele Mutationen zur Anpassung. Die Keime die dann zufällig besser an die Umgebung angepasst sind, überleben dann auch die entsprechenden Medikamente, eine sozusagen sehr schnelle Evolution durch die große Masse und kurze Generationszeit. Trotz dieser beeindruckenden Anpassungsfähigkeit haben strenge Desinfektionsroutinen in Krankenhäusern einen großen Erfolg beim verhindern von sich ausbreitenden Infektionen. Der Wissenschaftler Prof. Paul Johnson von der University of Melbourne fand heraus, dass manche Keime sich trotz der Desinfektionsregeln erfolgreicher ausbreiten konnten. So entstand seine These, dass manche Bakterien eine Resistenz gegen Desinfektionsmittel entwickeln ebenso wie gegen verschiedene Antibiotika.


Paul said maybe they’re becoming tolerant to all the alcohols we use in our hand hygiene products. And we said, that’s ridiculous. What are the chances that something could become tolerant to alcohol? It’s a broad-spectrum disinfectant – it gets into the bacterial membranes and blows them apart. It’s a general annihilator of cells„, so Stinear, der als Koautor an der Studie beteiligt war.

Weitere Desinfektionsmethoden sind gefragt
Erste Antibiotikaresistenzen bei Bakterien wurden in den 1980er-Jahren entdeckt. Enterokokken-Viren, die gegen das Antibiotikum Vancomycin resistent sind (sogenannten VRE) sind in Krankenhäusern immer mehr zum Problem geworden. 2017 hat das amerikanische CDC ein Paper veröffentlicht, in dem die Möglichkeit in Betracht gezogen wurde, dass die Verbreitung von VRE ein kritisches, epidemisches Level erreicht hat.

In der Studie von Johnson und seinen Kollegen wurden 139 verschiedene Stränge des VRE Enterococcus faecium untersucht, das in Australien seit 20 Jahren in Krankenhäusern auftaucht. Die Bakterien wurden mit einer Isopropanollösung konfrontiert, die dem Desinfektionsmittel in Krankenhäusern ähnelte. Stränge, die nach 2010 gesammelt wurden, waren dabei ungefähr 10 Mal so widerstandsfähig gegenüber dem Alkohol.

We started testing to see whether they had any tolerance to alcohol, and sure enough, the new isolates were more tolerant to alcohol exposure than the older isolates„, so Stinear.

In den letzten 15 Jahren wurde die Nutzung von alkoholbasierten Desinfektionsmitteln immer selbstverständlicher, und offenbar gelang es den Bakterien, sich an diesen Umstand anzupassen. Die Wissenschaftler schlagen daher vor, weitere Desinfektionsmöglichkeiten auf ihre praktische Umsetzbarkeit hin zu untersuchen.

Quelle: Drug-resistant bacteria are growing tolerant to strong alcohol-based hand rubs
 

Kommentare

#2 13. August 2018
Das wundert mich nicht,
wenn ich heute so sehe wie immer mehr Menschen auf ihre Körperhygiene achten, wie oft man sich morgens wäscht und Zähne putzt, vor dem Essen Hände wascht, mit ungewaschenen Händen aus der Toilette kommt, sich auf verunreinigte Toiletten setzt, in den Läden die Einkaufswagen und Lebensmittel damit anpackt, nachdem man mehrere Male in die Handgehustet hat oder mehreren die Hände geschüttelt hat. Zum Schluß schleppt man das ganze ungewaschen in den Kühlschrank und lässt dort die Keime so richtig entwickeln. Was da für Keime da urstände feiern, kann sich jeder ausrechnen.

Nun soll aber jedes Krankenhaus jeden Keimmix auf einen Schlag den garaus machen? Wie solldas denn gehen? Kaum wird man Desinfiziert, kehrt man in seine Keimhöhle zurück und lässt die Keime auf die erkrankten Stellen wieder los.

Würden wir auch sei es nur mit Wasser und Seife die Keimzahl in unseren 4 Wänden klein halten, wäre dann das Desinfizieren im Krankenhaus das kleinere Problem, aber so .......
 
#3 13. August 2018
Besser wäre die Oberflächen mit guten Bakterien zu überziehen so ist kein Platz für die Gefährlichen... das Problem beim ständigen Desinfizieren ist, das man so eher die bösen Keime fördert weil dann alles neu Besiedelt werden kann von den "Robusten".

Ein Problem ist, das jeder Mensch auf sich zugeschnittene Bakterien züchtet die zu seinen Genen passen. Das heißt jeder Haushalt hat andere eigene Keime die für ihn wohl meist unbedenklich sind und sogar schützend sein können.

Meine Idee ist, gute Bakterien zu züchten die für alle verträglich sind und sich gut auf allen Oberflächen halten können. Das kennt man zB aus der Käseherstellung, ein altes gammliges Holzfass das nur mit Wasser ausgespühlt wurde ist so sicher wie Edelstahl, weil in dem Holz die komplette Oberfläche mit guten Bakterien besiedelt ist und somit kein platz für üble Keime, so ist die Käseherstellung auf "traditionelle" weise ebenso hygienisch und sicher. Würde man den Kessel Desinfizieren wäre das extrem gefährlich, weil dann sofort allerlei andere Keime sich breitmachen würden.


Auch Allergien oder Neurodermitis hängen wohl mit der Art von Bakterien auf unserem Körper zusammen. Zu häufiges waschen mit dem auf dem Markt befindlichen Chemie Müll schädigt die Hautflora. In der Zukunft wird es Seife geben mit Hautbakterien. Dazu eine Ernährungshilfe welche die Zusammensetzung des Schweißes anpasst um die guten Bakterien zu fördern. Denn was wir essen wird auch über die Haut "ausgeschieden" und kann so schlechte Keime fördern.

Die Zukunft der Gesundheit liegt in der Züchtung von einem guten Bakterienmix ggf abgestimmt auf das Individuum. Auch für Darm etc... so wäre das Immunsystem deutlich stärker und viele Krankheiten besiegt.

Die Zukunft liegt in der Bakterienforschung und der ggf. Züchtung von Bakterien für jeden Körperbereich.

Dafür müsste man aber erst mal ein paar Millionen verschiedene Bakterien DNA entschlüsseln und zuordnen zu welchem Typ Mensch sie passen, das ist Arbeit für die nächsten 30-50 Jahre.

Denn eines ist klar, Viren und Bakterien spielen eine viel viel größere Rolle für den Menschen als wir uns vorstellen können... vor allem einige Viren die weit verbreitet sind, sorgen für unzählige Krankheiten die wir bisher nicht damit in Verbindung bringen. Wir brauchen Impfungen gegen die HHV.
 
#4 9. September 2018
Das ist eine interessante Idee, gute Bakterien zu züchten, aber wie man das praktisch realisieren kann bleibt noch offen. Bakterienzüchtung von ,,guten'' Bakterien ist nicht so einfach...zu meinem Wissen.