Vitamin B12: Neue Erkenntnisse zu kognitiven Funktionseinbußen

Die neuesten Forschungsergebnisse werfen ein Licht auf das Risiko von kognitiven Beeinträchtigungen in Verbindung mit Vitamin B12. Dabei sind sowohl niedrige als auch hohe Werte, die als „normal“ gelten, problematisch. Ein Team aus Wissenschaftlern der UC San Francisco (UCSF) hat wichtige Erkenntnisse darüber gewonnen. Die Forscher fordern dazu auf, die bisherigen Vorstellungen über gesunde Werte von Vitamin B12 zu überdenken.

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Vitamin B12: Neue Erkenntnisse zu kognitiven Funktionseinbußen

21. Februar 2025 von   Kategorie: Wissenschaft
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Die Rolle von Vitamin B12


Vitamin B12, auch bekannt als Cobalamin, erfüllt mehrere essentielle Funktionen. Es ist entscheidend für die DNA-Synthese und die Bildung roter Blutkörperchen. Zudem spielt es eine zentrale Rolle für die Gesundheit des Nervensystems und die Energieproduktion. Nahrungsquellen für Vitamin B12 sind tierische Produkte wie Fleisch, Fisch, Milchprodukte und Eier. Veganer und Vegetarier können auf angereicherte Lebensmittel zurückgreifen, um ihren Bedarf zu decken.

Zusammenhang zwischen Vitamin B12 und kognitiver Gesundheit


Eine bemerkenswerte Studie, die 231 gesunde Teilnehmer untersuchte—mittleres Alter: 71 Jahre—lieferte neue Einsichten. Teilnehmer wurden aus dem Brain Aging Network for Cognitive Health (BrANCH) rekrutiert. Hierbei stellte man fest, dass, obwohl die Blutkonzentrationen an B12 bei den Probanden über dem empfohlenen Mindestwert lagen, negative Auswirkungen auf die kognitive Funktion bestehen konnten.

„Frühere Studien zur Definition gesunder B12-Werte könnten subtile funktionale Manifestationen nicht bemerkt haben“, äußerte Dr. Ari Green, der Hauptautor der Studie. Er stellt fest, dass das Überdenken der Definition von B12-Mangel durch funktionale Biomarker zu früheren Interventionen führen könnte. Die Fakten sind alarmierend—ein Zusammenhang zwischen der aktiven Form von Vitamin B12 (Holo-TC) und der kognitiven Leistungsfähigkeit wurde festgestellt.

Wie das Vitamin im Körper funktioniert


Nach der Aufnahme wandert Vitamin B12 durch den Blutstrom. Haptocorrin (HC) und Transcobalamin (TC) sind zwei Trägerproteine. HC bindet den Großteil von B12 im Blut, jedoch ist es biologisch inaktiv. Das bedeutet—es wird im Körper nicht sofort verwendet. Transcobalamin hingegen, bindet den aktiven Teil von B12—Holo-TC. Wenn die aktive Form niedrig ist, können neurologische Symptome entstehen.

Die Forscher analysierten die B12-Konzentrationen und deren Verbindung zur kognitiven Leistung sowie zur Myelin-Integration. Myelin umhüllt die Nervenfasern und sorgt für deren Schutz. Das Vorhandensein von B12 ist für die Erhaltung von Myelin ebenfalls entscheidend. Ein Mangel zeigt sich direkt in der Fähigkeit des Körpers zur Reparatur und Erhaltung.

Magnetresonanztomografie und kognitive Leistungen


Die Studie verwendete Magnetresonanztomografie (MRT), um die Gesundheit des Gehirngewebes zu überprüfen. Es wurde festgestellt, dass niedrigere Werte—insbesondere der aktiven Form von B12 (Holo-TC)—mit langsameren kognitiven Verarbeitungszeiten korreliert sind. Besonders ältere Menschen mit niedrigen Holo-TC-Werten zeigten stärkere Beeinträchtigungen.

Darüber hinaus enthielten die MRT-Scans Hinweise auf „weiße Substanz-Hyperintensitäten“ (WMH)—Bereiche im Gehirn, die mit Alterserscheinungen oder neurologischen Erkrankungen assoziiert werden. Dies lässt sich möglicherweise nicht direkt auf B12 zurückführen, doch die Verbindungen sind beunruhigend.

Auswirkungen auf die klinische Praxis


Die Ergebnisse dieser Studie könnten einen paradigmatischen Wechsel in der medizinischen Praxis herbeiführen. Vor allem in der Behandlung älterer Patienten mit neurologischen Symptomen—selbst bei „normalen“ B12-Werten—sollten Ärzte eine Neubewertung vornehmen. „Eine Neudefinition von B12-Mangel könnte bedeutend sein“, sagt die Mitautorin der Studie, Alexandra Beaudry-Richard.

Für die Prävention kognitiver Abbauprozesse könnte die frühzeitige Intervention entscheidend sein—ein Umdenken ist also nötig.

In diesem Kontext offenbart die Studie nicht nur die Bedeutung von Vitamin B12 für die kognitive Gesundheit, sondern auch die Fragilität der etablierte Gesundheitsstandards.

Quelle: Beaudry-Richard, A., Abdelhak, A., Saloner, R., Sacco, S., Montes, S.C., Oertel, F.C., Cordano, C., Jabassini, N., Ananth, K., Gomez, A., Keihani, A., Chapman, M., Javvadi, S., Saha, S., Staffaroni, A., Songster, C., Warren, M., Boscardin, J.W., Kramer, J., Miller, B., Miller, J.W., Green, R. and Green, A.J. (2025), Vitamin B12 Levels Association with Functional and Structural Biomarkers of Central Nervous System Injury in Older Adults. Ann Neurol. https://doi.org/10.1002/ana.27200