EZB: Wie lange hält die Niedrigzinsphase noch an?

Artikel von Carla Columna am 14. Dezember 2018 um 15:55 Uhr im Forum Finanzen & Versicherung - Kategorie: Wirtschaft

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EZB: Wie lange hält die Niedrigzinsphase noch an?

14. Dezember 2018     Kategorie: Wirtschaft
Seit mehr als zweieinhalb Jahren steht der Leitzins der Europäischen Zentralbank nun auf null Prozent. Gute zehn Jahre halten die Finanzpolitischen Stabilisierungsmaßnahmen an. Während Sparer verzweifeln und sich nach alternativen Anlageformen umsehen, sind es gute Zeiten für alle ohne Geld auf der "Hohen Kante". Doch wie lange hält die derzeitige Phase noch an und was sollten Verbraucher jetzt beachten?


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Hintergründe der Niedrigzinsphase

Hintergrund für die Niedrig Zinsen bzw. Nullzinspolitik der EZB ist die globale Finanzkrise, deren Ursprung sich im Jahr 2009 findet und die bis heute anhält. Auch die damit zusammenhängende instabile Wirtschaftslage in Europa, sowie die Verschuldung mehrerer Mitgliedsländer hat den Druck auf die EZB verstärkt und zu der derzeitigen Zinspolitik geführt. Durch die niedrigen Zinsen sollen Unternehmen und Verbraucher dazu ermutigt werden leichter Kredite aufzunehmen und die Wirtschaft somit anzukurbeln. Auch um die einzelnen Mitgliedsländer (man denke hier verstärkt an Griechenland, Italien oder Portugal) davor zu bewahren, weiter in die Schuldenspirale zu rutschen, wurde der Leitzins ab 2009 schrittweise auf null zurückgefahren.



Alternative Anlageformen boomen

Für Sparer und Anleger bedeuten die niedrigen Zinsen schwere Zeiten. Sie müssen sich von altbewährten Spar- und Anlageplänen verabschieden und sich für alternative Anlageformen entscheiden. Hier stehen zwar viele vielversprechende Möglichkeiten zur Verfügung, allerdings sind diese im Vergleich zu Tagesgeld, Festgeld oder Sparbuch und Co. wesentlich risikoreicher. Wer heute fürs Alter zurücklegen möchte, muss sich schon einige Zeit lang informieren, bevor er eine für ihn passende Anlageform findet. In jedem Fall sollte man sein Geld möglichst auf verschiedene Anlageprodukte verteilen, um das Risiko eines Totalausfalls zu umgehen. So schwierig die Zeiten für Anleger und Sparer, umso einfacher sind die Zeiten für Kreditsuchende.



Gute Zeiten für Verbraucherkredite

Für Verbraucher die einen Kredit benötigen ist die aktuelle Zinslage also ideal. Günstiger kann man kaum an einen Kredit gelangen. Sparer hingegen müssen sich weiter nach Alternativen Anlageformen umsehen zum Vermögenserhalt. Trotz der aktuell niedrigen Zinsen lohnt es sich in jedem Fall einen Kreditvergleich durchzuführen und die Angebote verschiedener Kreditgeber untereinander zu vergleichen. Laut mytoday.at/online-kredit/ können bei einem solchen Vergleich durchaus große Unterschiede hinsichtlich der Konditionen festgestellt werden. In jedem Fall sollte man darauf achten, dass einem der vereinbarte Effektivzins bis zum Ende der Laufzeit gewährt wird um die kosten des Kredits genau kalkulieren zu können und nicht unerwartet von Zinsänderungen überrascht zu werden.


Noch vor einigen Jahren waren Experten fest davon überzeugt, dass sich eine Trendwende in der Zinspolitik einstellt. Mittlerweile dauert die Niedrigzinsphase fast zehn Jahre an und ein Ende ist derzeit frühstens 2020 in Sicht. Daher bleibt Verbrauchern kaum etwas anderes übrig, als sich nach alternativen Anlageformen umzusehen und das Risiko hier bestmöglich zu streuen. Nichts tun und warten bis sich die Zinsen wieder erhöhen ist eine denkbar schlechte Option angesichts der unklaren Zinslage. Selbst wenn die Zentralbank den Zins langsam erhöht, würde es weitere Jahre dauern und es ist nicht sicher wann diese überhaupt die Inflationsrate von etwa 2% überschreitet. Ein kleines Signal hat zumindest die amerikanische Notenbank FED gesetzt, da sie den Leitzins bereits dreimal leicht erhöht hat.
Gestern gab die EZB zumindest das auslaufen bzw den stop des umstrittenen Anleihenkaufprogramms bekannt, vor diesem würde eine Zinserhöhung kaum Sinn ergeben. Das Kaufprogramm wurde vom Europäischem Gerichtshof wenige Tag zuvor als legitim geurteilt. Aus internen Kreisen und Experten Meinungen resultiert sich die Einschätzung, dass nicht mit einer Zinserhöhung vor 2020 zu rechnen ist. Entsprechend verhalten sich seit Mitte des Jahres die Notierungen des EUR gegenüber dem USD.
 

Kommentare

#2 6. Januar 2019
Persönlich bin ich von der Sparer-Fraktion und würde mich über steigende Zinsen freuen. Ich glaube allerdings, dass die Zinsen wohl noch Jahre niedrig bleiben werden. Vermutlich werden sie irgendwann sanft wieder ansteigen, aber wohl nicht so rasch auf ein Niveau, das wenigstens die Inflationsrate ausgleichen würde. Wenn man wirklich langfristig sparen möchte, macht es, denke ich, schon Sinn auch über alternative Anlageformen nachzudenken.

Dass niedrige Zinsen auch Vorteile haben, schön und gut. Aber ich befürchte, viele Menschen können mit Konsumkrediten nicht gut umgehen und verlieren den Überblick darüber, wann und wie lange sie an wen wieviel zahlen müssen. Menschen, die zB für Häuser höhere Kredite aufgenommen haben, haben oft nur für einen Teil der Laufzeit fixe Zinsen. Da werden wohl einige ihre Kredite nicht mehr bedienen können, wenn die Zinsen deutlich ansteigen sollten.
 
#3 8. Januar 2019
Zuletzt bearbeitet: 20. März 2019
Die Zinsen werden in Europa nur sehr langsam steigen und noch mindestens weitere 5 Jahre unterhalb der Inflation liegen. Vorausgesetzt alle Länder bleiben im Euro. Grund ist ganz einfach: Italien und Grichenland sind von Geld aus dem Markt angewiesen und ihre Anleihen bewegen sich trotz der EU-Garantien bei 3 bis 5% Zinsen. Viele Banken dort haben entsprechende Anleihen gekauft, diese Sinken im Nominalwert damit die Rendite steigt und sie diese am Kapitalmarkt wieder verkaufen können. Würde die EZB ihre Zinsen erhöhen, würde keiner diese "unsicheren" Anleihen kaufen wollen, was dazu führt, das deren Nominalwert weiter sinken würde um eine entsprechend höhere Rendite zu erreichen für mögliche Käufer.

Leider gibt es keine super sicheren Anlagen mehr aber es gibt genug mit hoher Sicherheit. US-Anleihen sehe ich nicht als optimale Lösung, da die Währungsunsicherheit und die USD-Inflation die Renditen von ca 3% fast auffrisst. Zudem schwankt die Anleihenrendite und die Laufzeiten sind sehr lange.

ETF und FONDS mit einer sog. minimalen Volatilität werden langfristig sicher genug sein und genügend Rendite abwerfen. Wie ich schon in einem anderen Thread erklärt habe, werden die nächsten Jahre vor allem solide Titel mit stabilen Dividenden sich größerer Nachfrage erfreuen. Und bisher habe ich recht behalten. Pespi, Cola, Nestle, P&G, Pharma etc werfen solide Dividenden ab und sind in Zeiten von Rezessionsängsten gefragt. Die werden jeden Crash überstehen und auch in 10 Jahren noch gut laufen.



Die aktuelle Korrektur im Dezember bietet eine Einstiegsmöglichkeit. Man sollte aber nie alles auf einmal Investieren sondern nur Teile des liquiden Vermögens und dann abwarten. Es ist nie ausgeschlossen, dass es weitere 10-15% nach unten geht. Große Kursanstiege erwarte ich ohnehin nicht mehr, daher die Dividendenstrategie. (Die waren die letzten 10 Jahre nur sehr unbeliebt aufgrund der starken Kursrallys bei Techaktien - das ist vorbei)